Die Zukunft des VISEUM Wetzlar liegt in den Domhöfen. Der Umzug ist für
den Sommer 2025 geplant. Bis dahin baut das VISEUM die MINT-Bildung von
Jugendlichen gemeinsam mit Verbundpartnern kontinuierlich aus. Ihr
gemeinsames Ziel: Jugendliche für die Fächer Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaft und Technik zu begeistern.
In der Industrieregion Wetzlar, die sich durch hochspezialisierte Unternehmen
und Hidden Champions auszeichnet, ist der Bedarf an qualifiziertem Personal
groß. Ralf Niggemann kann das nur bestätigen: „In allen Gesprächen mit
Unternehmen haben wir den Eindruck, dass die Reduzierung des
Fachkräftemangels über allem anderen steht“, berichtet er. Der Manager des
Industrienetzwerks Wetzlar Network und Vorsitzende des VISEUM Wetzlar ist
bekanntlich keiner, der den Kopf in den Sand steckt – im Gegenteil: Seit
Jahren arbeitet er eng mit den Unternehmen zusammen, um die Gewinnung von
qualifizierten Nachwuchskräften in der Region und für die Region aktiv und
nachhaltig zu mitzugestalten.
Initiative für MINT-Bildungsangebote
Der Zusammenschluss des VISEUM Wetzlar, der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen und der Wirtschaftsförderung der Stadt Wetzlar (vertreten durch das Wetzlar Network) zum MINT CLUSTER WETZLAR (MCW) ist ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Ziel ist es, Jugendliche für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Dafür wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nun im Rahmen der „Förderung regionaler Cluster für die MINT-Bildung von Jugendlichen“ Fördermittel von insgesamt 469.587 Euro bewilligt. „Die wirtschaftliche Bedeutung unserer Stadt beruht auf ihrer optischen, feinmechanischen, elektrotechnischen und stahlverarbeitenden Industrie. Deshalb haben MINT-Bildungsangebote für uns einen besonders hohen Stellenwert“, betont Manfred Wagner, Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar. „Dank der Initiative der Verbundpartner und der Förderung durch das BMBF sind wir in der Lage, die Wirtschaftsregion aktiv in die Zukunft zu führen.“
Tatsächlich bringen die drei Verbundpartner alles mit, damit dies gelingen kann. Das MCW wird die bisherigen MINT-Aktivitäten bündeln und kooperativ weiterentwickeln – durch spezifische Angebote für alle Altersstufen. So sollen junge Menschen auf verschiedene Art und Weise angesprochen werden, um ihr individuelles Potenzial für MINT zu entdecken. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausrichtung können die Verbundpartner über bestehende Kontakte Schulen und Lehrkräfte verstärkt einbinden; zudem wird die bestehende Vernetzung mit Betrieben dazu genutzt, eine praxisnahe Berufsorientierung für MINT-Berufe und für MINT-Studiengänge anzubieten. „Diese Angebote wollen wir im Verbund weiterentwickeln und dauerhaft professionalisieren, um dem steigenden Bedarf an MINT-Berufen in unserer einzigartigen Industrieregion gerecht zu werden“, erklärt Ralf Niggemann.
Abgestimmte Angebote und gemeinsame Aktivitäten
Das MCW wird organisatorisch und koordinierend am VISEUM Wetzlar angesiedelt sein – aber nicht nur das: 2007 im Verbund mit hiesigen Industrieunternehmen gegründet, hat sich das VISEUM Wetzlar in den vergangenen zehn Jahren zu einem wichtigen außerschulischen Lernort weiterentwickelt, um Jugendliche für Technik und Optik zu begeistern. Hier treffen spannende Berufsfelder auf junge Menschen, deren Interessen für MINT-Themen und -Berufe geweckt werden. Dabei geht es insbesondere auch darum, junge Menschen für MINT-Themen zu begeistern, die nicht von vorneherein schon ein Faible dafür mitbringen. In diesem Zusammenhang werden neue Formate wie „MINT & Art“ oder „MINT Science & Factory Lab“ ausgearbeitet und umgesetzt. Darüber hinaus soll verstärkt sichtbar gemacht werden, welche Möglichkeiten sich durch die Wahl entsprechender MINT-Berufsbilder in der Region eröffnen, so Yvonne Schudy vom VISEUM Wetzlar: „Nicht jeder weiß, was die Firmen hier in Wetzlar machen, dass wir hier Weltmarktführer haben.“
Die Justus-Liebig-Universität in Gießen wiederum engagiert sich im
Fachbereich Physik seit vielen Jahren in der MINT-Förderung und hat eigene
Formate für verschiedene Altersgruppen entwickelt. Dazu gehören unter
anderem das Schülerlabor „Physik in Aktion“ und die Vortragsreihe „Physik im
Blick“. Aktivitäten, wie sie das Fachgebiet Physik an der JLU anbietet,
finden sich in ähnlicher Weise auch in den anderen Naturwissenschaften und
in der Mathematik. So erklärt Prof. Dr. Claudia von Aufschnaiter vom
Institut für Didaktik der Physik an der Justus-Liebig-Universität Gießen:
„Im MINT CLUSTER WETZLAR können wir durch abgestimmte Konzepte und
gemeinsame Aktivitäten besser in die regionalen Bildungsstrukturen
eingebunden werden und in diese hineinwirken.“
Praxisnahes Konzept mit Förderung vom BMBF
Die Verbundpartner ergänzen sich mit Blick auf eine substanzielle und nachhaltige Weiterentwicklung der Angebote geradezu ideal und werden aktiv am Aufbau des MINT CLUSTER WETZLAR mitarbeiten. Zahlreiche Unternehmen haben bereits großes Interesse bekundet und ihre Unterstützung als Kooperationspartner zugesagt. Darüber hinaus werden Bildungsanbieter (Provadis Bildungs- und Beratungs GmbH) sowie pädagogische Partner (Integrierte Gesamtschule Solms, Freiherr-vom-Stein-Schule, Goetheschule) einbezogen. Entscheidend sei es, so Claudia von Aufschnaiter, „dass die Naturwissenschaften positiv besetzt werden“, und zwar indem man sie sichtbar und fühlbar macht. In diesem Sinne wünscht sich Tobias Klug, Physiklehrer an der Goetheschule in Wetzlar, mehr „Lebenswirklichkeit“ in der Vermittlung von MINT-Kompetenzen.
All das soll und will das MCW leisten. Dass sich das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) von dem praxisnahen Konzept und dessen
Umsetzungsplanung überzeugen ließ, spricht für den gewählten Ansatz. Der
Förderzeitraum umfasst 36 Monate, beginnt im August 2022 und endet vor dem
Umzug des VISEUM Wetzlar in die Domhöfe, der für Mitte 2025 geplant ist. In
diesem Zeitraum werden die Verbundpartner strukturelle und programmatische
Aufbauarbeit leisten, die dann ihre Verstetigung ab 2025 unter dem Dach des
Science Center Wetzlar erfährt. Damit schafft das MINT CLUSTER WETZLAR also
beste Voraussetzungen, um dem dauerhaft akuten Mangel an qualifizierten
Nachwuchskräften aktiv entgegenzuwirken – in der Region und für die
Region.